Francesco Dezulian del Garber
Francesco Dezulian del Garber was born in Pera. He studied at the hotel management school in Rome and at the business school in Genoa. He moved to Naples, where he worked as a hotel clerk. He made use of these experiences when he returned to Canazei, working in the hotel sector and promoting Val di Fassa throughout Europe. Dezulian was passionate about his valley’s cultural and artistic heritage. He also wrote poems, such as the Rime Fashane (1947 - 1948), which show his strong connection to his homeland and people, as well as his extensive knowledge of local folk art.
L’ora da parèi
Vègia ora da ‘n zacan…
picol cher te na majon,
lasha esser che ‘n fashan
el te ciante sta cianzon
per te dir tant bolintiera
che ‘l te scòuta, se l’é strach
te sò stua, ‘n su la sera
el tò bàter, tò tich…tach.
Zenza tè, no fajon nia:
demò canche sion famé
o sion mòrc da la fadìa,
el saon zenza de tè…
Ence tu, desché na mare
te ne ‘nsegne nosh dover:
desché ela, tu ne pare,
se l’é presha, tal lurier
ma tu ‘l fas coshì pian pian,
tant sot òush e ‘npò da sèn
sche na mare da ‘n zacan,
che…se con te voler ben! dass…
De orologi, gio n’é abù
de valor ence dotrèi:
ma l’amich dal cher tu es tu
vègia ora da parèi…
Te sta pere ciasa mia,
el tò cher el vegia e ‘l bat
e no l’é na fantasìa
se te dìe che l’é un fat
che gio crese tante òute
che tu sìe valgugn dei mìe
se tu bate o gio te scòute
o tu sone le aimarìe…
Duc i casi de la vita
tu registre dì per dì:
e me pèisse che coshita,
se zacan gio aré fenì,
chish mi bec me portarà
a tò bater e a tò son
un pensier, e chest sarà
de segur consolazion.
Che pecià, che no tu as
la parola per ne dir
de chi egn shì piens de pash
del content e del padir
e dei vèges ne parlar:
chissà tante de contìe
tu podesse ne contar,
de nesh giaves, de le strìe
de mesèrie e carnashai
e de noze e sepolture,
de jent bona e faciamai.
Ore bele e autre scure
tu as batù per tenc de egn
autre a noi tu ‘n bataras,
semper che stajane segn,
te sta vita pas a pas
e a la fin, a l’agonìa
el tò bater scutaron:
sarà nosha compagnìa
e del mondo l’ultim son.
Doi tich… tach, e pò più nia
te chel dì che sen jiron…
26 de firé 1948 – tal prum dì che ‘l
soregie ven per val da le 5.08 domesdì
Die Wanduhr
Alte Wanduhr von einst…
Kleines Herz in einem Haus,
lass es zu, dass ein Fassaner
dir dieses Lied singt,
um dir zu sagen, wie gern
er dir zuhört, wenn er müde ist
in seiner Stube, wenn es Abend wird,
deinem Schlagen, deinem Tick…Tack.
Ohne dich können wir nichts tun:
nur wenn wir hungrig sind
oder todmüde von der Arbeit,
wissen wir es auch ohne dich…
Auch du, gleich wie eine Mutter,
lehrst uns unsere Pflicht:
wie sie, schickst du uns,
wenn es spät wird, zur Arbeit,
doch du machst es so sanft,
so leise und doch bestimmt
wie eine Mutter von früher,
man dich gern haben muss!
Uhren hatte ich einige,
auch wertvolle:
doch die Herzensfreundin die bist nur du,
alte Wanduhr…
In diesem meinem armen Haus
wacht und schlägt dein Herz,
und es ist nicht erfunden,
wenn ich dir sage, dass ich tatsächlich
oft glaube,
dass du zur Familie gehörst,
wenn du schlägst oder wenn ich dir zuhöre
oder wenn du das Abendläuten erklingen lässt…
Alle Ereignisse des Lebens
siehst du Tag für Tag:
und ich denke, dass es auch so sein wird,
wenn mein Leben einmal zu Ende geht,
meine Kinder werden
bei deinem Schlagen und Läuten
an mich denken, und das wird sie
sicherlich trösten.
Es ist schade, dass du nicht
sprichst, um uns zu erzählen
von vergangenen friedlichen Zeiten,
vom Glück und Leid,
und um uns von den Vorfahren zu berichten:
wer weiß, wie viele Geschichten
du uns erzählen könntest
über unsere Großeltern, über die Hexen,
die Entbehrungen und die Faschingsfeiern,
die Hochzeiten und die Beerdigungen,
über gutmütige Menschen und Bösewichte.
Glückliche und schwere Stunden
hast du in so vielen Jahren geschlagen,
und weitere wirst du für uns schlagen,
sollten wir gesund bleiben,
Schritt für Schritt in diesem Leben,
und am Ende werden wir im Todeskampf
deinem Schlagen zuhören:
es wird unser Begleiter sein
und der letzte Klang auf dieser Erde.
Zwei Tick…Tack, und dann nichts mehr,
an jenem Tag, an dem wir fortgehen werden…
26. Februar 1948 – am ersten Tag, an dem
die Sonne um 17.08 ins Tal scheint.
funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1043-1045.