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Nani Pellegrini

Geburtsjahr 1934
Ort Pieve di Livinallong
Form Personen
Medium Musica und Schreiben

Nani (Giovanni) Pellegrini wurde in Salejei de Sot geboren und studierte Naturwissenschaften in Padua. Er arbeitete in der europäischen Verwaltung und leitete später die wissenschaftliche Abteilung des Europäischen Zentrums für Energieforschung in Ispra am Lago Maggiore. Von 2003 bis 2005 war er Präsident der Union Generela di Ladins dla Dolomites. Nani Pellegrini war Autor und Komponist von Liedern, die das Tal von Livinallongo preisen. Wiederkehrende Themen in diesen Liedern sind Legenden, Ereignisse und Persönlichkeiten. Auch die Ironie kommt nicht zu kurz. Im Liederbuch Fodom che čânta (1982) wurden 19 Lieder von Nani Pellegrini veröffentlicht. Neben den Liedern schrieb er auch Gedichte, übersetzte Legenden und schrieb ein Theaterstück.

L’aresclúč

En aresclúč dut aricé
sun sié de ourt l s’á mpoié
lé resté sol n tel paiš,
sol co n’en puoro bèrba griš.

En aresclúč sun sié de ourt
el ziferlâva per en sourt.
Ntel paiš l’eva našú:
sen jí deméz, no, no mèi plú!

No né plú štram via sun aucè,
no né plú òrde nte blavè.
Ente štangòrt, nte n let de len
aus Holz, câl bèrba griš no steva ben.

En aresclúč sun sié de ourt
el ziferlâva per en sourt.
Ntel paiš l’ eva našú:
sen jí deméz, no, no mèi plú!

El dí davò câl bèrba griš
i se l’á tout sun paradiš.
Sun sié de ourt câl aresclúč,
el ziferlâva per nos duč.

O, aresclúč sun sié de ourt
te ziferlâve per en sourt.
Adés dintóurn crâš i laváč,
ma n viade tournará i tosáč!

Der Zaunkönig

Ein zerrupfter Zaunkönig
hat sich auf den Gartenzaun gesetzt,
er ist im Dorf allein zurückgeblieben,
allein mit einem armen alten Mann.

Ein Zaunkönig auf dem Gartenzaun
zwitscherte für einen Tauben.
Er wurde in diesem Dorf geboren:
jetzt fortgehen, nein, nein, nie mehr!

Es ist kein Stroh mehr im Stadel,
es ist keine Gerste mehr in der Korntruhe.
Im elterlichen Schlafzimmer, in einem Bett
lag der alte graue Mann krank darnieder.

Ein Zaunkönig auf dem Gartenzaun
zwitscherte für einen Tauben.
Er wurde in diesem Dorf geboren:
jetzt fortgehen, nein, nein, nie mehr!

Am nächsten Tag wurde der alte Mann
in den Himmel geholt.
Jener Zaunkönig auf dem Gartenzaun
zwitscherte für uns alle.

Oh Zaunkönig auf dem Gartenzaun,
du zwitschertest für einen Tauben.
Jetzt wächst überall der Huflattich,
aber irgendwann werden die Kinder wieder kommen!

funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1262-1263.



L Maier da Čajèra

El Maier da Čajèra
l’eva sol su la sua tièra
e na jovena sa Sié
che tânt ğân l’asa daidé.

„Sun mio mèš t’es a čavál
de duta cânta nòsta val.
Te veighe dârt fiņ já la Plié,
da Salejéi a Liviné
e soura dut el Còl de Lana,
a mâņ dârta la Tofana,
l Poure, l Pelmo davò sú
ulá che l sorogle leva sú.“

Holladio, holladie
casú da mi lé bel a šte,
vié chilò a me daidé.

„Maier, Maier vié sa Sié
chilò t’es tòst fiņ já la Plié
Te čale dârt sui crâp del Sela
e a câle mont via soura Ornela,
e plú ņjú la Marmolada
e la Čuíta ņpiturada,
da Chièrz fiņ suņ Pordóu
ulà che l sorogle štriša l jou.“

Holladio, holladie
casú da mi lé bel a šté,
vié chilò a me daidé.

Der Meier von Ciasera

Der Meier von Ciasera
war einsam auf dem Hof,
und ein Mädchen von Sief
hätte ihm so gerne ausgeholfen.

„Hier auf meinem Hof
siehst du auf das ganze Tal;
du schaust geradeaus bis nach La Plie,
von Salesei nach Liviné;
darüber wacht der Col di Lana,
an seiner Rechten die Tofana
mit Poure und Pelmo im Hintergrund,
dort wo der neue Tag anbricht.“

Holladio, holladie,
dort oben bei mir ist es schön,
komm zu mir, um mir auszuhelfen!

„Meier, Meier, komm herüber,
von hier ist Pieve nicht so fern.
Dein Blick streift von hier über die Sella
und die dunklen Felsen von Ornela;
dahinter glänzt die Marmolada
und die Civetta im Abendlicht;
über Cherz hinauf streicht dein Auge
bis dort, wo die Sonne die Erde küsst.“

Holladio, holladie,
dort oben bei mir ist es schön,
komm zu mir, um mir auszuhelfen!

funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1264.



N tòch ora dl pez de teater “Conrad Stuck Šior de Andrac’, Giudize de Fodom, Badia e Marebe“
(Dialog danter la fancela Madalâna y l secreter dl Capitân, Bèrba Mainle):

[…] Madalâna: Bèrba Mainle, bondí!
Mainle: Maadalânaaa ! Dan can n ca no se batelo plu avânti?
Madalâna: No sté a me dí che preferiei l polver a mi, bèrba Mainle. Bèrba Mainle… l m’á scrit na lâtra… con inclòster ros.
Mainle: Madalâna, Madalâna! T’es chilò da doi meiš e t’as bele porté la revoluzion ntaméz le guardie. Madalâna: La revoluzion mi? Bèrba Mainle, ma se mi son la pèš n persona. E se portâse la revoluzion ntaméz i saudèi… chiš no fajâsa plu guèra… e fosa dagnâra pèš! Vignimo ca, bèrba Mainle! Vigní n cin. Cialémo ju!
Mainle: Haha! Rodolfo. L joven da le bele sparânze! I lo clama „sita“, percié che l va a ciaval come na sita. L an pasé l á vadagné le gare da ciaval de San Martin… Sân Martin de Tor, Gare famoje! Tosata, mi te consieie de no ié toché Rodolfo… al Capitân! Rodolfo l é suo beniamin. Epò, cara tosata, se Rodolfo te fajâsa pièrde la testa a ti?
Madalâna: A mi? Mi me la liâse su co ne n fazolât, la testa. Per no me la pièrde!
Mainle: Sasto che a le gare de Sân Martin dute câle bele badiòte le se l mangiâva coi ogli. Rodolfo l é n rubacuor. Ntravèrdetene!
Madalâna: Bèrba Mainle, basta che le no se l mânge co la bocia. A fè le gare l á l’armadura, le stenta al mòrde! E se, nveze, Rodolfo l perdâsa la testa per mi?
Mainle: Ma…da…lânaaa! per duc’ i sânc’ e le madòne. T’è dit, coši te pòrte la revoluzion. Se… se Rodolfo l perdâsa la testa per ti, nlouta… sarevede! Rodolfo l podâsa tomé ju da ciaval e sarevede gare. E sarevede ence Madalâna! […] (Pellegrini 1992, 13–14). […]


Textauszug (Dialog zwischen der schlauen und schlagfertigen Magd Madalâna und dem Sekretär des Capitân, Bèrba Mainle):

Madalâna: Herr Mainle, Guten Tag!
Mainle: Maadalânaaa ! Seit wann klopft man nicht mehr an die Türe?
Madalâna: Sie wollen doch nicht behaupten, dass sie lieber den Staub als mich um sich haben, Herr Mainle. Herr Mainle… er hat mir einen Brief geschrieben… mit roter Tinte.
Mainle: Madalâna, Madalâna! Du bist seit zwei Monaten hier und hast unter den Wachen schon eine Revolution ausgelöst.
Madalâna: Eine Revolution, ich? Herr Mainle, wenn ich doch der Frieden in Person bin. Und wenn ich eine Revolution unter den Soldaten auslösen würde… würden sie nie mehr Krieg führen… und es wäre für immer Frieden! Kommen Sie doch, Herr
Mainle! Kommen Sie einen Augenblick. Schauen Sie hinunter!
Mainle: Haha! Rodolfo. Der Jüngling der großen Hoffnungen! Sie nennen ihn „Blitz“, denn er reitet wie der Blitz. Im vergangenen Jahr hat er die Pferderennen von St. Martin gewonnen… von St. Martin in Thurn, die berühmten Pferdeturniere! Mädchen, ich rate dir, komme Rodolfo nicht zu nahe! Rodolfo ist der Liebling des Burggrafen. Und was ist, liebes Mädchen, wenn Rodolfo dir den Kopf verdreht?
Madalâna: Mir? Ich würde mir den Kopf mit einem Kopftuch festbinden, um ihn nicht zu verlieren!
Mainle: Du musst wissen, dass ihn an den Turnieren von St. Martin alle Mädchen mit den Augen gefressen haben. Rodolfo ist ein Herzensbrecher. Nimm dich in Acht vor ihm!
Madalâna: Herr Mainle, Hauptsache, sie fressen ihn nicht mit dem Mund auf. Und während der Turniere hat er doch die Rüstung an, sodass sie nur schwer zubeißen können! Und wenn hingegen Rodolfo meinetwegen den Kopf verlieren würde?
Mainle: Ma…da…lânaaa! bei allen Heiligen und Gottesmüttern. Ich sagte dir doch, so löst du die Revolution aus. Wenn… wenn Rodolfo den Kopf wegen dir verlieren würde, ja dann… gute Nacht! Rodolfo könnte vom Pferd stürzen, dann ist es vorbei mit den Rennen. Und vorbei wäre es auch mit Madalâna! […]

funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1266-1267.

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