Leo Runggaldier da Furdenan
Leo Runggaldier, auch Leo da Furdenan genannt, war ein Grödner Schriftsteller. Er studierte Jura und Philosophie in Innsbruck, wo auch sein guter Freund, der Arzt Tone de Val, lebte. Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier an der Front und erhielt die Silbermedaille. Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1940 von den Nazis eingezogen, da er nicht optiert hatte. In diesen schweren Jahren schrieb er das Lied Gherdëina Gherdëina. 1951 kehrte Leo nach Gröden zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung an der Mittelschule in St. Ulrich und an den Kunstschulen Ladinisch unterrichtete. 1921 veröffentlichte er in Innsbruck ein kleines Büchlein: Stories i Cianties per kei de Gerdeina. Eines seiner bekanntesten Lieder ist Juebia Grassa (1915). Leo Runggaldier verfasste auch zahlreiche Gedichte.
Gerdëina, Gerdëina
Gerdëina, Gerdëina
D’or stizza ti monč
I luna i luna
Da un a l’auter dalonč.
Gerdëina, Gerdëina
Granda de dutl ben
Ududa uluda
Da nëus drë n shi giën.
Gerdëina, Gerdëina
D loma si rushnè
Reshona, reshona
I not’l deshminčè.
Gerdëina, Gerdëina
Ie čante ië sone Ladin
Ie t’ame ië t’ame
Ie t’ame zenza fin
Më sónse shi da té
Uleronse a ti pense
(Kanke) messon (n se) patì
Nosh cuër me bat a ti.
Gerdëina, Gerdëina
Ti mont jë duta d’or
Ti bel k nëus udonse
No mëi no mei ne mor
I kanke senshon da te
Ulerëi a ti pensè
Grand ië ti uneur
Mira dal’ mont ‘n tëur
Mi kuër l’à drë nshi giën
She pens’ a dut ti bën
Ie uë tlo for restè
I mëi menshí da te
Gröden, Gröden
Gröden, Gröden,
Golden glänzen deine Berge,
Und leuchten, und leuchten,
Entfernt von einem zum anderen.
Gröden, Gröden,
Voll mit allem Guten,
Von uns allen so gerne
Gesehen und gemocht.
Gröden, Gröden,
Die Sprache deiner Mutter
Sprich, sprich
Und vergiss sie nicht.
Gröden, Gröden,
Ich singe und spiele auf Ladinisch,
Ich liebe dich, ich liebe dich,
Ich liebe dich ohne Ende.
Wenn wir von dir fort müssen
Wollen wir an dich denken,
Wenn wir leiden müssen,
Schlägt unser Herz nur für dich.
Gröden, Gröden
Deine Almen sind aus Gold,
Deine Schönheit, die wir sehen,
Wird nie vergehen.
Und wenn wir von dir fort gehen,
Will ich an dich denken,
Dein Ruhm ist groß,
Von der ganzen Welt bewundert.
Mein Herz liebt es so sehr
Wenn ich an all deine Güte denke,
Ich will für immer hier bleiben
Und nie von dir fort gehen.
funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 214-215.
I čoč
I bef ski droč
Kinke ti tloč
I denz ti goč
Vives o morč
Ora per ki porč
Resheti ske kroč
Teish o čioč
I berdola sk nioč
Madroč i stersoč
Iësi biëi bloč
Strevi ki goč
Y batt dut n toč
Kun bredli brions
Petti sflelons
Burdlan a ventrons
Dala uredles stlafons
Kun svëi i svajons
Stlaffes sula muses
Prn ëila da Tluses
Se tuschi ske beč
Kun duč si strioneč
Se da shu kun trageč (per i kòrni)
T aria i stlupeč.
Die Betrunkenen
Sie trinken wie Brunnen
Bis ihnen die Zähne lose
In die Gläser kullern
Lebend oder tot
Entlang der Gänge
Kotzen sie wie Frösche
Abgefüllt oder besoffen
Kugeln sie wie Nocken
Matratzen und Strohsäcke
Wenn sie recht angeheitert sind
Verschütten sie die Gläser
Und schlagen alles entzwei
Mit Schreien und Gebrüll
Schlagen sie um sich
Rollen auf dem Bauch
Und verteilen rechte Ohrfeigen
Mit Geschrei und Gekreische
Schläge in die Fratzen
Für eine Frau aus Klausen
Stoßen sie sich wie Böcke
Mit all ihren Hexereien
Geben sie sich mit Liebschaften ab
Und lassen den Enzian in der Luft knallen.
funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 216-217.
Cochë Anda Maria feš a chidlè.
1.
Anda Maria
Va inò a chidlè
‘N cuei muessi vënčer
Šenò pudeis me lechè.
2.
La šfreia la mans
Cun tan de špidoc
Chë la codla ië pleina
Dë paltan i nioc.
3.
Ch’sta codla, mučëde!
La drame sen ite
Ch’la šmizza i chiedli
Da tlò chin Dlaite.
4.
Ite la senn la
Cuna forza trement
Trei iedes s’eutla
Fasan ‘n drë vent.
5.
‘N šì muessen fè
A ulei tuchè.
Batter šù i chiedli
Il prim falè.
6.
Puer Anda Maria
Trei iedeš i nia
Në sè commendi
‘L chitl ië via.
7.
Anda Beta
Šmauzan la štreda
Corr do cà
Dut dešpreda.
8.
Pu Anda Maria
Čië fašeissa cavia
Chidleissa dut
‘N cuëi ino via.
9.
‘L temp ië muda
‘L nibl va aut
Alla giames i pieš
Ei for bon ciaut.
10.
La šemmë ma mè
‘N iede purvè
Chi chiedli pudeis
Duč tuchè.
10 b.
Anda Maria
Tira ino ‘n iëdë
Feš belle ‘n pont
La „Kranzel“ ten iëdë.
11.
Na forza ti alla dàt
Alla codla da mat
‘N miracul ië stà
Na Kranzel alla fat.
12.
Na štaušeina do cà
Per fertuna ië ruà
Tl chiëdl ch’ ulove
Ië bel mo tumà.
13.
‘N si ne neì
Tucà mo meì
Ora dël rë
Duč tumei.
14.
Grazia Beta
Vo meis šudà
Në f ’ssais sta vò
Në nessi tucà.
15.
Sen cà chi soldi
I toče të fuia
Sen possi no piërder
Alleluia.
Wie Frau Maria kegelt
1.
Frau Maria
Geht wieder kegeln
Heute muss ich gewinnen
Sonst könnt ihr mich gern haben.
2.
Sie reibt die Hände
Mit so viel Spucke ein
Dass die Kugel
Voller Dreckklumpen ist.
3.
Diese Kugel, Bahn frei!
Werde ich jetzt krachen lassen
Dass die Kegel von hier
Bis nach Wolkenstein spritzen.
4.
Sie wirft sie hinein
Mit maßloser Kraft
Drei Mal dreht sie sich
Und wirbelt einen gehörigen Wind auf.
5.
So wird’s gemacht
Wenn man treffen will.
Die Kegel umhauen
Und den ersten verfehlen.
6.
Arme Frau Maria
Drei Mal und null Punkte
Ich kann es mir nicht erklären
Der Rock ist verloren.
7.
Frau Beta
Schleicht die Straße entlang
Läuft herbei
Voller Entsetzen.
8.
Aber Frau Maria
Was machen sie dort drüben
Verlieren sie beim Kegeln
Heute wieder alles.
9.
Das Wetter hat gedreht
Der Nebel zieht hoch
An den Beinen und Füßen
Ist mir immer warm.
10.
Lasst mich
Einmal versuchen
Die Kegel könnt ihr
Alle treffen.
10b.
Frau Maria
Wirft noch einmal
Macht tatsächlich
Ganz plötzlich einen Kranz.
11.
Sie hat die Kugel
Mit enormer Kraft geworfen
Ein Wunder ist geschehen
Einen Kranz hat sie gemacht.
12.
Ein paar Resttropfen sind
Glücklicherweise noch nachgekollert
Der Kegel, den ich treffen wollte
Ist gerade noch gefallen.
13.
So habe ich
Noch nie getroffen
Außer dem König
Sind alle gefallen.
14.
Danke Beta
Sie haben mir geholfen
Wenn sie nicht gewesen wären
Hätte ich nicht getroffen.
15.
Und jetzt her mit dem Geld
Ich stecke es in die Tasche
Jetzt kann ich wieder verlieren
Halleluja.
funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 217-219.