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Carlo Ragnes

Geburtsjahr 1901
Todesjahr 1984
Ort Vich
Form Personen
Medium Schreiben

Carlo Ragnes wurde in Vigo geboren und zog später nach Andrac. Er arbeitete für die Stadtverwaltung von Pieve und später als Sekretär in Alleghe. Mit seiner Frau Emma Palla hatte er zwölf Kinder. 1951 zog er nach Rom, wo er für das INAIL arbeitete. 1973 wurde er zum Cavaliere della Repubblica (Ritter der Republik) ernannt. Nach seiner Pensionierung kehrte er nach Pieve zurück, wo er sich der Geschichte und Kultur des Tals widmete. Er veröffentlichte zahlreiche historische Artikel in der Gemeindezeitung Le Nuove del Paiš. Außerdem schrieb er Artikel für das Südtiroler Landesarchiv, Nos Ladins und Strenna Trentina und sammelte 80 Sagen aus Livinallongo. Die Gedichte von Ragnes handeln von den Bewohnern von Livinallongo und von der Jagd.

Da ‘n ta Fodom

‘n berba dart studiè
‘L domanava ‘n dì al suo curat:
„Sior preve! Volei-so nia me desferenziè
‘N dube che me seca da’n gran trat?“
E ‘l preve: „sì, disè-me puro ci che l’è
Che ve tormenta e mat a fastidiè.
Da’n bon trat me’n è acort
Che, co pase me cialei stort.“
E ‘l berba: „I m’ava dit e spo è vedù
E no demè ‘n viade, ma de plu,
Che la jent che muor via La Plie
– E volase savei ‘l perciè –
‘N te gliesia no i la porte ite
E Vos chilò fasei tant zite?
No crei d’este ‘n tel tecion;
Me pense che la religion,
Per ric’, puori, pichi e gragn,
La mosasa ester daperdut compagn.“
E ‘l preve: „èi squasi (sic!) reson;
La diferenza l’è grana da via Fodom;
Ma! Ei-so spo ben cialè
Che l’é encie plu preves via La Plie,
E plu gliesie e ve’l dighe mi
Che la jent la va pa ite vogni dì.
Chilò ‘n è tanc’ che’n te gliesia ie stei
Demè ‘n cal dì che i li à batiei,
Davò basta, no se i à plu vedùs
No de ite no sun usc.
Via La Plie, co che i conta e i disc,
I va gian te gliesia co ie vis;
Ma spo, spetè de fora o ji ite,
Davò morc’ no l’è no plu zite.
Cal conta ben puoch e nia
Se no se à da pert velch Aimaria;
Così sa Laste, per no Ve fe torc’,
Ve portaron ite almanco co sei morc’.“

Aus Buchenstein Via Laste,

Drüben in Laste fragte ein studierter Mann
eines Tages seinen Kuraten:
„Herr Priester! Wollen Sie mir einen Zweifel nehmen,
der mich schon lange plagt?“
Und der Priester: „Ja, sagen Sie mir, was Sie
beunruhigt und beschäftigt.
Seit längerem habe ich bereits bemerkt,
dass Sie mich beim Vorübergehen schief anblicken.“
Und der Mann: „Man sagte mir, und ich habe es dann auch gesehen,
und nicht nur einmal, sondern mehrmals,
dass man die Verstorbenen in La Plie in Buchenstein
– und ich möchte wissen warum –
nicht in die Kirche trägt?
Und Sie nehmen es sonst hier bei uns so genau?
Ich glaube doch nicht, so ein Dummkopf zu sein;
doch ich denke, dass die Religion
für Reiche, Arme, Kleine und Große
überall dieselbe sein sollte.“
Und der Priester: „Sie haben fast recht;
doch der Unterschied zu Buchenstein drüben ist groß;
Denn! Sie haben sicher genau beobachtet,
dass es in Buchenstein auch mehr Priester gibt
und mehr Kirchen, und ich sage Ihnen,
dass die Leute jeden Tag in die Kirche gehen.
Hier hingegen gibt es viele, die in der Kirche
nur am Tag der eigenen Taufe waren,
nachher hat man sie nie mehr gesehen,
weder drinnen noch an der Tür.
In La Plie, wie erzählt und gesagt wird,
gehen sie zu Lebzeiten gerne in die Kirche;
deshalb ist es nicht mehr so heikel,
ob man als Toter draußen wartet oder hinein geht.
Es zählt dann wenig oder gar nichts mehr,
ob man ein paar Ave-Maria gespeichert hat;
so werden wir euch in Laste, um keinem ein Unrecht anzutun,
wenigstens als Tote hineinbringen.“

funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1210-1211.



Nòta d. A. Fin ‘ntour l 1941 l’eva ancora la usanza ‘n ta Fodom de lascè i morc’ fora de cale gran reje per ie dè la benediscion e ie dì le orazion dei morc’. Davò ‘l 1941 per nteressament del cav. [Albino]

D’Andrea, che l’à descorast col Sior Plevan e l’à scrit a Persenon, l’à podù otegnì, co che l’eva bona usanza da tan de autre pert, de podei portè i morc’ ‘n te gliesia pruma de i portè via ‘n cortina. ‘N pèr però che la vegla usanza de i lascè de fora la siebe stada mantegnuda da zirca 150 agn ‘n dependenza de na vegla Ordinanza de l’imperator Usep II., ‘l fi de Maria Teresa, che ‘n te quistion de religion ‘l volova ‘n savei ‘n sfoi de plu dei cartonz. (R. ai 14.9.1953 cara)


Anmerkung des Autors: Bis 1941 war es in Buchenstein Brauch, die Toten für die Segnung und das Gebet vor der Kirche aufzubahren. Nach 1941 veranlasste Cav. Dandrea nach Absprache mit dem Pfarrer und schriftlicher Eingabe nach Brixen, dass die Toten, wie es auch in vielen anderen Gegenden Brauch war, in die Kirche gebracht wurden, bevor sie auf dem Friedhof begraben wurden. Es scheint, dass der alte Brauch, die Toten vor der Kirche zu lassen, 150 Jahre lang praktiziert wurde, und zwar nach einer alten Bestimmung Kaiser Josefs II., des Sohns von Maria Theresia, der es in Sachen Religion immer besser wissen wollte.

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