Alessio Soratroi
Alessio Soratroi, nato a Antermëia, frequentò il Vinzentinum e il seminario a Bressanone. Le sue passioni erano la musica, la poesia e la satira. Soratroi suonava l’organo nella chiesa di Pieve di Livinallongo e più tardi nella chiesa di Cavarzano a Belluno, dove si era trasferito per accudire sua madre. Dalle sue poesie si desume il pensiero alla vallata di origine, siccome dovette andarsene presto da casa per seguire gli studi. Le sue leggende Sass de Stria e El liec' de Valparola narrano la storia del primo cittadino leggendario di Fodom. La sua canzone Edelweiss e ciof de sita viene oggigiorno considertata l’inno di Livinallongo.
El barbier de le cioure
1. L’eva en paster da le cioure
vijinanza Larcionei
tres el jiva su per Foure
ence su sui Livinei!
2. Se sa ben come che ie
cor e baza dut entourn,
a una mei le no vòl ste,
i è tres una per canton!
3. Da da sara l’eva gram
dute a una a le sturté,
l’ava en te la man en ram
e l’ corn ite da soflé!
4. Tres da scur a cesa el ruova
con ste cioure, tert assé,
e ‘n te stala el le parava
e l’se ‘n jiva a cené!
5. L’eva propio en dì ‘ntant ciana
e valgugn per ziniché:
„te dé na medejina bona
per a una le fe ste!
6. Se te vòs che le te bade,
le te vegne tres davò
co le berbe ie taiade,
le te starà tres danprò!
7. To na forfesc encin grana,
e ‘ntant che ie drio a rumié,
to-ne via na bona spana,
che cossita l’è da fe!“
8. Can che l’dì davò ie ruade
en te cala condizion,
zenza berba sprigolade,
jude ie ‘n te suo canton!
9. Adess le berbe ie chersciude
a le cioure a Larcionei,
e degugn à plu taiade,
de sti pastri matariei!
10. Ma la storia la no conta,
se sto metodo à joé:
pense che come na outa
le cioure tres continue a fe.
Der Ziegenfriseur
1. Es war einmal ein Ziegenhirt
aus der Fraktion Larcionei,
er ging immer nach Foure hinauf
und auch auf Livinei!
2. Es ist bekannt, dass sie
kreuz und quer laufen und springen,
nie zusammen bleiben wollen
und immer in alle Ecken verstreut sind!
3. Am Abend hatte er immer Angst,
nicht alle zu finden,
er hielt einen Stock
und das Blashorn in der Hand!
4. Immer erst spät bei Dunkelheit
kam er mit den Ziegen nach Hause,
und er jagte sie in den Stall
und ging zum Abendessen!
5. Gerade während des Abendessens
kam eines Tages einer und stichelte:
„Ich kenne eine gute Medizin,
um sie zusammenzuhalten!
6. Wenn du willst, dass sie dir gehorchen
und dir immer folgen,
musst du ihnen die Bärte schneiden,
dann werden sie immer in deiner Nähe bleiben!
7. Nimm eine große Schere,
und während sie wiederkäuen
schneide ihnen ein schönes Stück ab,
denn so muss es gemacht werden!“
8. Als sie am nächsten Tag
ihre Situation erkannten,
erschraken sie so ohne Bart,
und verkrochen sich in ihre Winkel!
9. Den Ziegen in Larcionei
sind die Bärte nun wieder nachgewachsen,
und keiner der verrückten Hirten
hat sie je wieder geschnitten!
10. Doch die Geschichte erzählt nicht,
ob diese Methode genutzt hat:
ich denke, dass die Ziegen
einfach wie immer weitergemacht haben.
funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1214-1215.
„Ucherscedùm da Fodom“
1. Co de or lé la Ciuita
d’l sorógle en tel florì
can che i cuc’ e i ciof de sita
i se siéra al fin dal dì;
co tant rosse da doman
ie ste crape dut a ‘ntourn
[: mi m’en crasc propio dassán
davó ti, mio bel Fodom! :]
2. O biei crap, o tan biei monc’
o biei bosc, o tan biei préi
masse ji ben tant dalónc’
‘ncan mei poss’io ve vedéi!
Me la veighe ben dagnara
co dalónc’ da vos mi sté
e co ven scur da da sara
me ven quasi da bradlé!
3. Ma co ven pa cal bel dì
sia d’inviern, sie-lo d’isté
can che poss pa m’en vegnì
‘nta Fodom m’en voi pa ste!
Vói vedéi sto bel sorògle
a ‘ndoré ste belle crape
de sto mio tant bel Fodom!
Heimweh nach Buchenstein
1. Wenn die Ciuita
in der untergehenden Sonne golden leuchtet,
wenn die Enziane und Alpenrosen
sich am Abend verschließen;
wenn am Morgen die Berge,
rundherum rot erglühen,
[: habe ich so fürchterliches Heimweh
nach dir, mein schönes Buchenstein! :]
2. Oh schöne Berge, oh wunderschöne Almen,
oh schöne Wälder, oh wunderschöne Wiesen,
ich muss so weit fort,
wann werde ich euch wiedersehen!
Etwas Angst habe ich immer,
wenn ich weit weg von euch bin,
und wenn es am Abend dunkel wird,
kommen mir fast die Tränen!
3. Doch wenn der schöne Tag kommen wird,
sei es Winter oder Sommer,
wenn ich zu euch zurückkommen kann,
will ich in Buchenstein bleiben!
Ich will die schöne Sonne sehen,
wie sie die schönen Berge
meines wunderschönen Buchensteins vergoldet!
funtana: Rut Bernardi/Paul Videsott, Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (Scripta Ladina Brixinensia III), Bulsan 2014, pl. 1215.